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Todesurteil Hufkrebs?

Todesurteil Hufkrebs - ist dem Pferd noch zu helfen?

​​Erhält das Pferd die Diagnose Hufkrebs, können sich viele Pferdebesitzer darunter wenig vorstellen. Die Bezeichnung Hufkrebs stellt keinen definierten wissenschaftlichen Begriff dar, sondern beschreibt vielmehr bestimmte "krebsähnliche" Charakteristika der Erkrankung. Auch wenn die Bezeichnung Hufkrebs die Annahme nahelegt, es handle sich hierbei um eine bösartige und Metastasen bildende tumoröse Entartung, hat die Krankheit tatsächlich nichts mit dem klassischen Krebs gemein. Jedoch handelt es sich auch hier um ein unabhängiges und ungehemmtes Wachstum von körpereigenem Gewebe mit einer meist langwierigen Behandlung, sodass der Vergleich mit einer Krebserkrankung nachvollziehbar ist.


​​Hinter dem Hufkrebs steht eigentlich der medizinische Begriff der sogenannten Parakeratose, welche unterschiedliche Arten von Verhornungsstörungen beinhaltet. Im Falle des Hufkrebses handelt es sich um eine chronische Hypertrophie der Huflederhäute. Während es sich bei der Hyperplasie um eine quantitative Vermehrung der Zellen handelt, bleibt bei der Hypertrophie die Anzahl der Zellen gleich, lediglich ihre Größe nimmt zu. Diese Hypertrophie der Zellen der Lederhäute hat eine geschwülstige Vergrößerung des gesamten Gewebes zur Folge. Diese Volumenzunahme gründet auf einer Überernährung der Zelle und kann verschiedene Ursachen haben. Der korrelativen Hypertrophie liegt eine Überproduktion oder Freisetzung bestimmter Hormone zugrunde. Bei der Aktivitätshypertrophie, auch Arbeitshypertrophie, führt ein Belastungsstimulus zu einem physiologischen und meist positiven Wachstum von Gewebe oder Organen (z. B. Herz- oder Skelettmuskulatur). Bei der kompensatorischen Hypertrophie kommt es durch eine pathologische Mehrbelastung zu einer krankhaften Volumenzunahme ausgleichender Gewebe. Einfach gesagt ein Anschwellen der Huflederhäute.


Als Auslöser für eine Hufkrebserkrankung und insbesondere für eine kompensatorische Hypertrophie im Bereich der Lederhäute wird allgemein ein infektiöses Geschehen anerkannt, bei dem eindringende schädliche Mikroorganismen und Krankheitserreger Infektionen verursachen und so mehr oder minder starke immunologische Reaktionen hervorrufen. Auch Infektionen mit dem Bovinen Papillomavirus oder verschiedenste Störungen im Hautbild (Pilze, Sarkoide (Hauttumore), Warzenmauke) werden häufig mit der Entwicklung von Hufkrebs in Verbindung gebracht. Ein Hauptfaktor liegt jedoch nach Meinung vieler Fachleute auch in einer fehlenden oder unzureichenden Hufhygiene oder einer lang bestehenden Strahlfäule. Ursächliche Infektionen stehen häufig in Kombination mit einer Stoffwechselerkrankung. Viele betroffene Pferde weisen Leberprobleme und/oder einen Zinkmangel auf, sodass davon ausgegangen werden kann, dass meist auch eine Störung des Stoffwechsels eine Rolle spielt. Betroffene Pferde weisen zusätzlich häufig erhöhte Cysteinwerte im Urin auf. Das schwefelhaltige Cystein dient als Grundbaustein für das hornbildende Keratin. Wird dieser Stoff vermehrt über den Urin ausgeschieden, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass der Organismus nicht mehr in der Lage ist, ihn korrekt zu verwerten und zu nutzen. Neben diesen möglichen Einflussfaktoren spielt sicher auch eine genetische Disposition eine Rolle.


Die oben beschriebenen möglichen Ursachen wirken sich im Regelfall auf den gesamten Organismus aus. In vielen Fällen tritt Hufkrebs jedoch auch nur paarig oder an einem einzelnen Huf auf, sodass der Verdacht nahe liegt, dass es eine weitere wichtige Ursache geben muss. Diese ist in unphysiologischen Hufzuständen zu finden, bei der die Balance des Hufes verloren geht und es zu Überlastungssituationen einzelner Bereiche kommt. Infolge der unphysiologischen Druckverteilung kommt es dann zu "Verletzungen" der inneren Strukturen in den überlasteten Bereichen. Je nach Hufsituation sprechen wir hier von offenen Verletzungen, einer unbehandelten Strahlfäule, die sich bis in die Lederhäute „gefressen“ hat und dann Entzündungs- und Fäulnisprozesse einleitet oder auch von tieferliegenden Verletzungen, wie Quetschungen oder "Prellungen".


Ist die Ursache eine Imbalance des Hufs, liegt der Schlüssel zur erfolgreichen Therapie darin, die Hufzustände durch eine angepasste Hufbearbeitung zu verbessern und den überlasteten Bereich zu entlasten. Erfolgt dies nicht, kann dies zu Wundheilungsstörungen führen, die sich dann in der Entwicklung eines Hufkrebses äußern können bzw. einen bereits bestehenden Hufkrebs nicht abheilen lassen. Ein hoher Prozentsatz der betroffenen Pferde zeigt unphysiologische Hufsituationen an den erkrankten Hufen. Viele Pferde haben Zwanghufe, die den Ballen einengen, wulstige oder verformte Eckstreben, die Druck auf die Sohle ausüben und so bei jedem Schritt zu einer Quetschung der Lederhäute führen oder aber falsch geformte und „verbogene“ Hufwände, die einen erhöhten Druck auf die Lederhäute verursachen. Die erste und meist erfolgversprechendste Maßnahme bei einem Verdacht auf Hufkrebs sollte also immer das Hinzuziehen eines kompetenten Huffachmanns sein, um so eine korrekte Hufbalance sicherzustellen.


Erste Hilfe bei Hufkrebs - was ist nun zu tun?

1. Huf und Bein sorgfältig reinigen

  • Entfernen Sie dazu, wenn nötig, die langen Beinhaare.

  • Waschen Sie den Huf und das Bein gründlich mit Wasser und Seife.

  • Nehmen Sie am besten fließendes Trinkwasser, da so vorhandene Keime und Verunreinigungen sofort weggespült werden.

  • Achten Sie darauf, dass der gesamte Huf, innen wie auch außen und auch der Ballen sauber werden.


2. Huf und Bein trocknen

  • Trocknen Sie das Bein und den gesunden Teil des Hufes mit Handtüchern.

  • Für die vom Hufkrebs befallenen Stellen nehmen Sie sterile Tücher und trocknen Sie Furchen und Taschen so gut wie möglich.

  • Lassen Sie den Huf am besten noch einige Zeit nachtrocknen.


3. Spülen und reinigen der betroffenen Hufe

  • Spülen Sie die vom Hufkrebs befallenen Bereiche mit Barynesse Spüllösung.

  • Achten Sie bei der mittleren Strahlfurche darauf, dass Sie bis in die Tiefe spülen.

  • Bringen Sie keine ätzenden oder austrocknende Flüssigkeiten auf die "geschwollene" Lederhaut auf. Sie führen zu zusätzlichen Schmerzen.

  • Der Huf sollte jetzt von sämtlichen Verunreinigungen wie Mist, Einstreu oder Sand befreit sein.


4. Tamponieren

  • Geben Sie zunächst BarynesseStrahlpflegegel in die Strahlfurchen, alle Taschen und Nischen. Tamponieren Sie diese anschließend aus.

  • Verwenden Sie möglichst fusselfreie Mullbinden!

  • Üben Sie nur leichten Druck aus!


5. Hufverband anlegen

  • Polstern Sie zuerst die Strahlfurchen aus und geben Sie dann ein Polster unter die ganze Sohle.

  • Befestigen Sie das Polster mit einer elastischen Binde und schützen Sie anschließend den Verband mit einem entsprechenden Klebeband oder einem Hufschuh.


6. Verband befeuchten und wechseln

  • Der angelegte Hufverband sollte feucht sein. Also weder nass noch trocken – eben feucht. Ziehen Sie 10 bis 20 ml Barynesse Spüllösung (je nach Hufgröße) in eine Einwegspritze auf und befeuchten Sie damit den Hufverband. Sollte der Hufkrebs sehr stark nässen, also viel Exsudat an den hufkrebsbefallenen Stellen produziert werden, können Sie auf das Befeuchten verzichten. Wechseln Sie den Verband täglich bis ein fachkundiger Experte vor Ort war und die weitere Vorgehensweise besprochen wurde.​​

​​Beim Verbandswechsel gehen Sie genauso vor wie bei der ersten Versorgung. Auf das Reinigen mit Wasser und Seife können Sie verzichten, wenn der Huf und das Bein nicht wieder verschmutzt sind.


Durch die Feuchtigkeit sollten sich bereits Saumhornauflagerungen an der Hufwand, aber auch lose Sohlenhornanteile gelöst haben. Dieses lose Horn sollten Sie mit einer weichen Bürste oder mit den Fingern entfernen.



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Die Hufsituation kann an einem gesäuberten Huf erst richtig beurteilt werden.


Die Feuchtigkeit am Huf fördert die körpereigene Wundreinigung, das feuchte gesunde Horn kann vom Hufbearbeiter wesentlich besser und genauer bearbeitet werden. Zusätzlich werden früher bereits verwendete Medikamenten- bzw. Desinfektionsmittelrückstände dadurch entfernt, sodass keine Wechselwirkungen mit den neuen Medikamenten entstehen.

Hufkrebs ist immer schmerzhaft!

Oft lahmen die Pferde nicht - aber nehmen eine Schonhaltung ein, um den betroffenen Bereich zu entlasten.


Wichtig ist daher, dass die Hufbearbeitung, die Hufhygiene und ggf. die Unterstützung durch den Tierarzt mit einem passenden, lokalen desinfizierenden Präparat den Teufelskreis unterbrechen und somit eine Besserung herbeiführen. Sollte das Pferd starke Schmerzen haben, sollte man sich Gedanken über die Verabreichung eines Schmerzmittels machen.


Auch nach Ende der Behandlung ist eine engmaschige Betreuung durch den Hufbearbeiter notwendig, um die Hufsituation stabil zu halten und um ein erneutes Aufflammen zu unterbinden. Der Schlüssel zum Erfolg sollte also immer die Ursachenbehebung sein, da eine reine Symptombehandlung längerfristig nicht zielführend ist.



Lokale Antibiotikatherapie bei Hufkrebs?

Eine lokale Behandlung mit Antibiotika "in der Wunde" ist nicht mehr zeitgemäß und fördert Resistenzen. Leider wird Derartiges immer noch leichtsinnig (meist in Facebook-Gruppen) empfohlen. Angesichts der immer weiter steigenden Resistenzen gegen diverse Antibiotika sollten keine leichtfertige und oftmals unpassende antibiotische Therapie erfolgen. Zudem wird der Einsatz von antibiotischen Präparaten in tieferen Regionen aufgrund der fehlenden Wirksamkeit als problematisch angesehen.


Die lokale Wundbehandlung des Hufkrebs sollte immer mit desinfizierenden und gleichzeitig schonenden Substanzen, die die empfindlichen Strukturen nicht weiter reizen, erfolgen. Ist der Hufkrebs bereits lokal stark infiziert, sodass eine systemische Infektion droht oder bereits vorliegt, sollte eine systemische antibiotische Therapie durch den Tierarzt durchgeführt werden.


Eine chronische Wunde allein zu behandeln ist oftmals nicht zielführend. Aus ganzheitlicher Sicht sollte auch immer die Ursache der Erkrankung ergründet und berücksichtigt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass für Ihr Pferd ein individuell passender Behandlungsplan gefunden wird.


Stoffwechsel und Fütterung


​​Wie auch bei anderen Huferkrankungen hat Hufkrebs oftmals auch organische Ursachen. Diese liegen meist in einer suboptimalen Futterzusammensetzung, einer unzureichenden oder auch fehlerhaften Vitamin- und Mineralstoffzufuhr. Jede Dysbalance und Verschiebung im Nährstoffhaushalt kann negative Folgen haben und den Organismus und insbesondere die Leber belasten. Auch ein etwaiger Zink-, Schwefel- oder Biotinmangel sollte untersucht und gegebenfalls behoben werden, da diese Stoffe für die Produktion von qualitativ hochwertigem Hufhorn vonnöten sind. Zudem sollte ein Übermaß an Kohlenhydraten und Proteinen vermieden werden und einem eventuellen Übergewicht mit Hilfe einer langfristigen Ernährungsumstellung entgegen gewirkt werden.



> Auch bei Hufkrebs sollten Sie Ihrem Pferd unbedingt hochwertiges, staub- und schimmelfreies Raufutter, in Form von spät geerntetem Heu und/oder gutem Futterstroh, anbieten. Sollten Sie nicht genügend Heu zur Verfügung haben, eignen sich auch Raufutterersatzprodukte, um den täglichen Bedarf Ihres Pferdes decken zu können.


> Von der Fütterung von industriell hergestelltem Grundfutter raten wir allein schon wegen der Konservierungsstoffe und dem Zucker, die dort oftmals im hohen Maße enthalten sind, dringend ab. Verabreichen Sie Ihrem Pferd ausschließlich natürliche Futtermittel oder Raufutterersatzprodukte.


> Greifen Sie auf hochwertige Mineralquellen zurück und vermeiden Sie jede Art synthetischer Zusatzstoffe, Geschmacksstoffe und Zuckerzusatz. Ein ausgeglichener Mineralhaushalt sorgt für eine verbesserte Wundheilung und ermöglicht den Abtransport von Toxinen. Ein Blutbild macht hier Sinn, besonders die Zinkkonzentration ist interessant.


> Infektionen, stoffwechselrelevante Erkrankungen wie Übergewicht, EMS, Cushing und PPID aber auch Medikamentengaben können sich auf die Qualität des Hufhorns und die Wundheilung auswirken. Verletzungen "rauben" dem Körper Mineral- und Vitalstoffe, die gezielt über die Ernährung zugeführt werden sollten. Ein auf die Erkrankung abgestimmtes Mineralfutter bietet die Grundlage für die Bekämpfung des Hufkrebses und die Produktion von stabilem Hufhorn. Hochwertige Inhaltsstoffe unterstützen den Verhornungsprozess bei Hufkrebs und zusätzlich das Immunsystem.


> Hanfsamen und Leinsamen können die Wundheilung bei Hufkrebs unterstützen, da ihnen eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt wird. Leinsamen enthalten eine hohe Konzentration Lignane. Diese wirken antioxidativ und sind für ihre Heilwirkung bei verschiedenen Tumorarten, Stoffwechselproblemen, Entzündungen und Autoimmunerkrankungen bekannt.


> Die Ernährung der Pferde sollte möglichst zuckerarm sein. Wenn das Pferd zu dick ist, sollte es dringend abnehmen, da ein hoher Blutzuckerspiegel häufig für eine Wundheilungsstörung mitverantwortlich ist, wie beim Menschen eben auch.


> Auf die Fütterung von Silage oder Heulage sollte ebenfalls verzichtet werden. Zusätzlich zeigen mehrere Erfahrungsberichte von betroffenen Besitzern, dass ein übermäßiges Angebot von Weidegras, insbesondere im Frühjahr, sich häufig negativ auf die Hufkebserkrankung auswirken kann. Bei übergewichtigen Pferden sollten Sie das zusätzlich aufgenommene Weidegras in Ihrer Rationsberechnung nicht außer Acht lassen und dementsprechend die Futtermenge anpassen.


> Weiterhin ist es empfehlenswert die Entgiftungsorgane bzw. im Besonderen die Leber aktiv zu unterstützen. Hier sind bitterstoffhaltige Kräuter besonders zu empfehlen. Auf lange Sicht kann die Futterumstellung in Kombination mit einer optimalen Haltung zur Stabilisierung des Immunsystems führen.





Achtung: Die Futterration sollte selbstverständlich immer individuell auf die Bedürfnisse Ihres Pferdes angepasst werden. Bei dem Futter-Beispiel handelt es sich lediglich um eine Anregung. Lassen Sie sich hier gerne von einem erfahrenen Barynesse-Futterspezialisten beraten.
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