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Honig in der "modernen" Wundversorgung - ein wirksames Bakterizid!

Honig - nicht nur etwas für Schleckermäuler, sondern hochwirksames Bakterizid


Honig ist weit mehr als ein gutschmeckender Brotaufstrich. Als Haus- und Heilmittel erfreut sich der süße Sirup immer größerer Beliebtheit. Schon in der Antike machten sich die Römer und Griechen den Honig zur Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder zunutze. Die sogenannte Apitherapie (medizinische Verwendung diverser Bienenprodukte) ist eine der ältesten Heilmethoden innerhalb der Naturheilkunde. Während früher der gelbe Sirup als Wunderwaffe für etliche gesundheitliche Probleme galt, ist der Einsatzbereich des Honigs in der Medizin heute auf ein sehr überschaubares Maß gesunken. Heutzutage findet der Honig zwar immer noch Verwendung bei Husten, Heiserkeit und Halsentzündungen, andere mögliche Wirkbereiche, wie in der Wundheilung, bei Infektionen und Fieber, Gicht, Gallensteinen und Hautgeschwüren sind dabei in Vergessenheit geraten. Da jedoch die Schulmedizin bei vielen Erkrankungen ab einem gewissen Punkt an ihre Grenzen stößt, sind nun auch alternativmedizinische Behandlungsmethoden wieder vermehrt im Kommen. So auch der Honig. Inzwischen ist die Anwendung nicht mehr nur auf die Naturheilkunde begrenzt, auch die Schulmedizin schenkt der Honigtherapie immer größere Beachtung. Gerade in der Wundheilung können mit der Anwendung von Honig beachtliche Erfolge erzielt werden. Zu beachten ist jedoch, dass der medizinische Honig klar abzugrenzen ist vom verzehrbaren Honig. Während beim Verzehr die Verdauungssäfte enthaltene Bakterien unschädlich machen, haben Keime vor Allem auf offenen Wunden nichts zu suchen. Zur Behandlung eignet sich nur speziell gereinigter und keimfreier Honig. Ein sehr schonendes Verfahren, dass die Heilstoffe des Honigs nicht zerstört, ist zum Beispiel die Sterilisation mittels Gammastrahlung.


Der medizinische Honig besitzt gegenüber herkömmlichen Methoden zur Wundbehandlung einige klare Vorteile. Er erzeugt ein feuchtes Wundheilungsmilieu, schafft eine antibakterielle, fungizide Umgebung und sorgt für eine wirkungsvolle Wundreinigung auch bei stark belegten, eitrigen oder nekrotischen Wunden. ​​Eine häufige Komplikation in der Wundheilung ist die Infektion durch Bakterien. Seit ihrer Entdeckung vor über 70 Jahren sind Antibiotika die wichtigste Waffe bei der Behandlung bakterieller Infektionen. Durch ihren häufig wahllosen, übertriebenen und unsachgemäßen Einsatz entwickeln sich jedoch immer mehr resistente Bakterienstämme. Der häufige Gebrauch und Missbrauch von Antibiotika und die daraus entstehenden Antibiotikaresistenzen führen zwangsläufig zu einer Ausbreitung von multiresistenten Keimen (MRSA), die auf herkömmliche Antibiotika kaum mehr ansprechen. Gerade chronische Wunden sind häufig infiziert und heilen daher schlecht oder gar nicht ab. Das Risiko einer Ausbreitung der Infektion steigt rapide an und so sind Tierarzt und Pferdehalter oft über Jahre nur damit beschäftigt die Infektion unter Kontrolle zu halten, ohne dass es eine realistische Chance auf tasächliche Heilung gibt. Auf der Suche nach Alternativen rücken alte medizinische Verfahren wieder vermehrt in den Fokus. So beschäftigt sich heute auch die Wissenschaft immer mehr mit den Wirkmechanismen des medizinischen Honigs und versucht deren Wirkweise zu erklären. Und auch, wenn die Wissenschaft keineswegs zu einstimmigen Erklärungen kommt, was die Ursachen für die hohe Wirksamkeit betrifft, so ist das Ergebnis dennoch immer dasselbe: Vergleicht man konventionelle Mittel in der Wundversorgung mit dem Einsatz von medizinischem Honig, so heilen Wunden unter Zweiterem deutlich schneller und komplikationsärmer ab. Häufig auch chronisch infizierte Wunden. So wirkt medizinischer Honig bei über 60 Bakterienarten, so zum Beispiel auch gegen das oftmals sehr hartnäckige Bakterium „Staphylococcus Aureus“, welches für viele chronisch infektiöse Erkrankungen verantwortlich gemacht wird.



Nicht der Zucker ist für die antibakterielle Wirkung verantwortlich


Die ersten wissenschaftlichen Studien, die die antibakterielle Wirkung des Honigs untersuchen, sind vergleichsweise jung (1882). Anwendung findet das Naturheilverfahren jedoch schon viel länger. Bereits im antiken Griechenland, in Ägypten und im alten China wurde Honig systematisch zur Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen erfolgreich eingesetzt. Auch große Mediziner, wie Hippokrates und Paracelsus, fügten vielen ihrer Rezepturen Honig bei. Lange schrieb man dem hohen Zuckergehalt und der daraus entstehenden osmotischen Eigenschaft des Honigs die bakterizide Wirkung zu. Vermutet wurde dabei, dass die extrem hohe Zuckerkonzentration einen derart starken osmotischen Effekt verursacht, dass der Honig den Keimen jegliche Flüssigkeit und damit die Grundlage zum Leben entzieht.


​​Vergleichsversuche mit hochprozentigem Zuckerwasser unterstützten diese These jedoch nicht. Vermutlich ist der keimtötende Effekt viel eher auf andere Mechanismen zurückzuführen. Es konnten Spuren von Vitamin C, B1/B2/B6, Biotin und Pantothensäure, diverse Mineralstoffe, wie Magnesium, Kalzium und Kalium und die Spurenelemente Chrom, Mangan, Eisen und Kupfer nachgewiesen werden. Die eigentliche Wirksamkeit jedoch zieht der Honig aus seiner Fähigkeit kontinuierlich das hochwirksame Antiseptikum Wasserstoffperoxid zu bilden. Die Bienen setzen dem Honig über ihren Speichel das Enzym Glukose-Oxidase zu, welches die Umwandlung des enthaltenen Zuckers in Wasserstoffperoxid katalysiert. Der Vorteil hierbei ist, dass kontinuierlich kleine Mengen des Stoffes produziert werden, die zwar die Wundkeime abtöten, gleichzeitig aber nicht das umliegende Gewebe angreifen. Reines Wasserstoffperoxid aus der Apotheke dagegen wirkt in der benötigten Dosis und Konzentration zelltoxisch und schädigt auch die gesunden Zellen.


Nicht jeder medizinisch einsetzbare Honig enthält das Enzym Glukose-Oxidase bzw. Wasserstoffperoxid. Der besonders stark antiseptisch und antimykotisch wirkende Manuka Honig aus Neuseeland beispielsweise enthält keinen der beiden Wirkstoffe. Dafür konnten Forscher das ebenfalls durch den Zuckerabbau entstehende nachweisen, welches eine stark entzündungshemmende und auch analgetische, d.h. schmerzstillende Wirkung besitzt. Höchstwahrscheinlich spielen eine Vielzahl weiterer Stoffe eine Rolle, bislang konnten rund 180 Begleitstoffe erfasst werden. Die genaue Zusammensetzung und die exakte Erklärung der bakteriziden Wirkmechanismen müssen daher noch weiter erforscht werden.


Der bereits erwähnte osmotische Effekt des Honigs ist zwar nicht direkt für die keimtötende Wirkung verantwortlich, spielt aber dennoch eine entscheidende Rolle für die Wundheilung. Grund hierfür ist der hohe Zuckergehalt. Der daraus entstehende osmotische Zug wirkt sich derart stark auf das darunterliegende Gewebe aus, dass es dem geschädigten Gewebe Lymphe und Blutplasma in beachtlichen Mengen entziehen kann. Dieser Effekt reduziert einerseits die Entwicklung von Ödemen und hat zugleich eine tiefenreinigende Wirkung. Abfließende Wundflüssigkeit sickert somit nicht in tiefere Hautschichten, die Ausbreitung des Keimes reduziert sich. Auch die Neukontaminierung durch Keimen aus der Umwelt sinkt deutlich. Hinzu kommt, dass der Flüssigkeitsentzug das Abstoßen von totem oder nekrotischem Gewebe fördert. Die hohe Zuckerkonzentration sorgt für ein feuchtes, aber sauberes Wundareal, Entzündungsreaktionen werden gehemmt, das Abschwellen ödematöser Bereiche wird eingeleitet und der Abtransport von Wundprodukten und Schlackstoffen angeregt.



Welcher Honig kommt zum Einsatz?


Grundsätzlich kann jeder keimfreie Honig medizinisch genutzt werden, jedoch gibt es in der Wirksamkeit deutliche Unterschiede, entscheidend ist dabei insbesondere die Konzentration des Methylglyoxal. ​​Ganz eindeutig die Nase vorn haben dabei zwei Honigsorten: ​​der bereits erwähnte Manuka-Honig, den die Bienen aus dem Nektar des neuseeländischen Manukabaums (Leptospermum scoparium oder auch Südseemyrthe, eine Verwandte des australischen Teebaums) herstellen sowie der australische Jellybush-Honig, der aus dem Nektar des Jellybusches (Leptospermum polygalifolium) gewonnen wird. Beide Sorten können meist relativ unkompliziert über die Apotheke und Reformhäuser bezogen werden. Selbstverständlich ist er auch mit ein paar Mausklicks über´s Internet zu bekommen. Aber Vorsicht: Manuka-Honig zählt zu den teuersten Honigsorten und ist somit beliebtes Fälschungsobjekt, achten Sie daher immer auf seriöse Anbieter!



Anwendung in der Wundheilung


Da die Humanmedizin der Veterinärmedizin oftmals einen Schritt voraus ist, sind Studien im Bereich Tiere und Honig rar und die Anwendung noch nicht ganz so weit verbreitet. Da die grundsätzlichen Mechanismen jedoch gleich sind, kann die Anwendung genauso wie beim Menschen auch beim Pferd erfolgen. Die Wundheilung beim Pferd ist ein komplexer Prozess und die Liste der möglichen Komplikationen schier endlos. Die Behandlung erfolgt in der Regel nicht unter sterilen Bedingungen, so dass Keime ein leichtes Spiel haben und das Infektionsrisiko steigt. Zudem ist es sehr schwierig, die richtige Balance zwischen Ruhigstellung und durchblutungs- und lymphfördernder Bewegung zu finden, so dass sowohl eine zu frühe Mobilisierung (häufig problematisch bei gelenknahen Wunden durch die große Hebelwirkung) als auch die zu lange Immobilisation durch Boxenruhe den Heilungsverlauf stören können. Generell gilt: die Ruhigstellungszeiten sollten so lang wie nötig, aber so kurz wie möglich gehalten werden. Ein aktiver Lymphfluss ist für den Abtransport von Abbau- und Reparaturprodukten enorm wichtig und kann nur durch genügend (kontrollierte) Bewegung gewährleistet werden. Somit reduziert sich auch das Risiko von Sekundärproblemen drastisch. Der Einsatz von medizinischem Honig sorgt für eine deutlich beschleunigte Heilung und beugt somit wiederum Problemen durch eine zu lange Stehphase oder der Entwicklung von chronischen Wunden vor. Abgestorbenes Gewebe wird schneller abgestoßen, die Neubildung wird gefördert, die Wunde heilt schneller. Als weiteren Pluspunkt dämpft der Honig unangenehme, eitrige Gerüche. Hinzukommt, dass die Wundversorgung und ein eventueller Verbandswechsel meist deutlich schmerzfreier für das Pferd ist, da sich die Verbände leicht entfernen lassen, ohne neu gebildete Hautschichten zu zerstören. Die Wundkontrolle läuft daher meist viel unproblematischer und sorgfältiger ab und auch eine Sedierung ist meist nicht vonnöten.


Neben der Wundversorgung kann Honig auch bei zahlreichen anderen Krankheitsbildern förderlich sein. Studien bestätigen, dass sich medizinischer Honig beispielsweise in der Behandlung rezidivierender Infektionen der Atemwege, so auch der Rhinosinusitis, eignet. In vielen Fällen chronischer Atemwegserkrankungen bilden Keime auf der Schleimhaut (Mukosa) Biofilme, die es einem Antibiotikum schier unmöglich machen zu wirken. Honig jedoch ist sehr wohl in der Lage Großteile dieser Bakterienansiedelungen anzugreifen. Die Anwendung des medizinischen Honigs stellt daher auch für die Behandlung chronischer und oftmals schulmedizinisch austherapierter Leiden eine echte Chance dar.



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